Wilhelm Jost studierte Chemie in Halle, wo er mit einer Dissertation über
Diffusion in festen Verbindunge promovierte. Danach war er Assistent von
M. Bodenstein in Berlin, wo er schon Leute wie G. v. Elbe, P.
Günther, G. B. Kistiakowsky, und B. Lewis kennenlernte und
Vorträge
von A. Einstein, M. Planck, M v. Laue, E. Schroedinger, F.
London, W. Nernst, F. Haber und M. Volmer hören konnte. 1928 ging
er nach Hannover, wo er 1929 habilitierte. 1932 ging er mit einem
Rockefeller- Stipendium ans M.I.T.
und
wurde 1935 Extraordinarius. In Hannover schrieb er auch seine
Monographie
Diffusion und Reaktionen in festen Stoffen, die heute ein Klassiker ist.
1937 wurde er Extraordinarius in Leipzig, wo die Monographie
"Explosions - und Verbrennungsvorgänge in Gasen" beendet wurde
(mit Übersetzungen ins Russische und ins Englisehe). 1943 nahm
Jost einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Physikalische Chemie in
Marburg an, wurde 1951 der Nachfolger von C. Wagner in Darmstadt und
1953 Nachfolger von A. Eucken in Göttingen im Institut für
Physikalische Chemie, das er bis 1971 leitete.
Mit seine Dissertation Über Diffusion in festen Verbindungen
begann seine
Aktivität zum quantitativen Verständnis zum Transport von
Teilchen und Ionen in Festkörpern und währte bis zum Ende
seines professionellen Lebens. In den dreißiger Jahren begann die
Untersuchung der zeitlichen und räumlichen Strukturen in
Verbrennungsprozessen: "spinning" Detonationen, inhomogene
Zündung, quasiperiodische Zündprozesse,
Stabilitätsgrenzen, Explosionsschutz und Sicherheitstechnik. Schon
während Josts Zeit in Hannover ging man davon aus, dass die
Ölreserven nur noch etwa 10-20 Jahre reichen würden; er
verwies auf die Umweltprobleme durch den extensiven Gebrauch von
Öl und Kohle. Er hielt darüber Vorlesungen und
veröffentlichte 1970 das Buch Globale Umweltprobleme.
Reaktionskinetische Untersuchungen verlangen extrem reine Substanzen.
Dies führte Jost zu intensiver Arbeitüber die Thermodynamik
von Mischungen und zur Konstruktion von Distillationskolonnen mit sehr
hoher
Trennfähigkeit auch für Multikomponentensysteme.
Josts wissenschaftliches Werk ist international anerkannt. Er war Dekan
der
math.-natw. Fakultät in Göttingen, Mitglied des Senats der
DFG, Mitglied des Direktoriums vonn DECHEMA und GDCh. Er war
Präsident der Deutschen Bunsen-Gesellschaft und Vizepräsident
der Faraday Society. Mehr als 16 Jahre war er Mitglied des
Aufsichtsrates von PTB and BAM.. Er war Mitglied der Akademie der
Wissenschaften in Göttingen, der Leopoldina Halle, der
Académie des Sciences et Lettres von Montpellier, der
Internationalen Akademie für Astronautik, der
österreichischen Akademie der Wissenschaften und Officier de
Academie des Palmes Académiques. Die Deutsche
Bunsen-Gesellschaft wählte ihn als Ehrenmitglied. Er erhielt die
Sir Alfred Edgerton Gold Medal des International Combustion Institute,
die Cothenius-Medaille, die Bunsen-Denkmünze und die
DECHEMA-Medaille. Er war Dr. Ing. e.h. der Technischen
Universitäten
Darmstadt, Dresden und Karlsruhe und Dr. h.c. der Universitäten in
Caen, Cambridge, Montpellier, Creighton und Hannover.
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