Rudolf Günther
studierte Maschinenbau an der Universität Karlsruhe (TH).
Anschließend verschiedene Industrietätigkeiten, u. a.
Ingenieur bei Hanomag, Röchling-Buderus. und Beratungsingenieur
bei der Hüttentechnischen Vereinigung der Deutschen Glasindustrie
- mit dreijähriger Unterbrechung durch Wehrdienst, Einsatz in der
Raketenforschung und Gefangenschaft 1942-1945. Während der
Berufstätigkeit 1952 Promotion an der TH Darmstadt mit einer
Dissertation Strömung, Mischung und Verbrennung in den Flammen von
Glasschmelzwannen. Sein erstes Buch Glasschmelzwannenöfen
(Deutsch, Englisch, Russisch) erscheint 1954. 1959 wird ihm die
Oskar-von-Miller-Plakette der Deutschen Glasindustrie verliehen.
1959 bis 1979 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Feuerungstechnik
am Engler-Bunte-Institut der Universität Karlsruhe und
Begründer der Karlsruher Schule für Verbrennungstechnik. Er
hebt sich in der technischen Verbrennungslehre als akademischer Lehrer
und Forscher durch vielseitige und ideenreiche Forschungsarbeiten sowie
eine große Anzahl Veröffentlichungen, die Lehre und
Forschung dienende Übersicht über Grundlagen und Anwendung
der Verbrennungstechnik enthalten, hervor. Insbesondere durch sein
Lehrbuch Verbrennung und Feuerungen erwirbt er national und
international großes Ansehen. Ausgehend von sorgfältigen
experimentellen Analysen des Strömungs-, Reaktions- und
Wärmestrahlungsverhaltens laminarer und turbulenter Flammen
gasförmiger und flüssiger Brennstoffe ist seine Forschung auf
die Erstellung von Grundlagen für die ingenieurmäßige
Auslegung technischer Verbrennungsanlagen, die sichere Vorausberechnung
von Flammen und Hochtemperaturprozessen sowie die Steuerung
prozesstechnisch wichtigen Flammeneigenschaften gerichtet. Seine
Forschungsschwerpunkte liegen zum einen bei der Erforschung der
Flammen- und Zündgeschwindigkeit und der
Stabilisierungskriterien für vorgemischte, laminare und turbulente
Flammen, zum anderen in der Beschreibung der in turbulenten
Diffusionsflammen ablaufenden Vorgänge mit Hilfe von Messungen
verschiedenster Art, wobei Mischung, Ausbrand und Ungemischtheit sowie
Wärmeentwicklung und Wärmeabgabe als bestimmende
Größen für den umweltfreundlichen, energiesparenden
Einsatz von Flammen aller Art von großer Bedeutung sind. Die
unter seiner Leitung neu entwickelten Messtechniken zur Bestimmung der
Turbulenzgrößen in Flammen geben ihm wichtige
Orientierungsgrundlagen für seinen weiteren Forschungsschwerpunkt,
das Aufstellen mathematischer Modelle zur Beschreibung von Flammen und
Hochtemperaturprozessen.
Auf allen drei Gebieten wird intensive Forschung betrieben, die in ca.
200 Veröffentlichungen von Rudolf Günther und seinen
Mitarbeitern sowie in 39 am Lehrstuhl durchgeführten
Dissertationen ihren Niederschlag findet.
Seine vielseitigen Industrieerfahrungen vor seiner
Hochschultätigkeit und seine engagierte Zusammenarbeit mit
Industriefirmen und technisch-wissenschaftlichen industriellen
Vereinigungen und Organisationen der Glas- und Gasindustrie, in denen
er Vorstands- oder Beiratsmitglied ist und vielfach Vorsitzfunktionen
in Ausschüssen übernimmt, verleihen seiner Lehre
Aktualität. Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet Rudolf
Günther mit der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches
(DVGW), die am Engler-Bunte-Institut eine eigene Forschungsstelle mit
u. a. einer Abteilung Feuerungstechnik zur Bearbeitung von
Forschungsaufgaben der Gasverbrennung unterhält. Die Gesellschaft
der Freunde des Engler-Bunte-Instituts verleiht im die
Ehrenmitgliedschaft.
Im akademischen Bereich übernimmt Rudolf Günther zahlreiche
Ämter und Funktionen, die nur teilweise angesprochen werden
können. Er wird Dekan der Fakultät für Maschinenbau,
einige Jahres später Gründungsmitglied und erster Dekan der
Fakultät für Chemieingenieurwesen an der Universität
Karlsruhe (TH). Von 1974 bis 1977 ist er Mitglied der Kommission
Lehrkapazität des Wissenschaftsrates. In der
Forschungsförderung übt er vielfach Gutachterfunktionen aus
als DFG-Gutachter, Mitglied von SFB-Gutachterkommissionen, bei der AIF,
für das Bundesministerium für Forschung und Technologie und
für die Volkswagenstiftung. Er ist lange Jahre Mitglied des
Umweltbeirates des Landes Baden-Württemberg und in diesem auch
Sachverständiger für Luftreinhaltung.
Von seinen vielfachen Funktionen in wissenschaftlichen Gremien seien
nur einige angeführt: Vorsitz der Deutschen Sektion des Combustion
Institute von 1983 bis 1987 und die Gestaltung und Organisation des 21.
International Combustion Symposium in München 1986, sowie die
wissenschaftliche Leitung der Deutschen Flammentage von 1965 bis 1975;
Vorsitzender im Fachausschuss Glasofen, Mitglied des Executive
Committee ICG, Vorsitzender des VDI-Ausschusses Hochtemperatur- Technik
und damit Beiratsmitglied für über 15 Jahre,
Vorstandsmitglied Gesellschaft Verfahrenstechnik (VTG/GVC). Auch ist er
fachlicher Berater des Deutschen Museums in München bei der
Neueinrichtung der Abteilung Glas sowie Beiratsmitglied ded
Landesmuseums Technik in Baden-Württemberg.
Er ist hauptamtlicher Herausgeber der Glastechnischen Berichte von
1953-1961, Mitherausgeber von Combustion, Science and Technology
(Chigier) vom 1976-1986, Kuratoriumsmitglied bei Chemie Ingenieur
Technik (CIT) von 1971-1976, Berater bei GWF Gas- und Wasserfach und
gwi gas wärme international sowie Fachgutachter bei Combustion and
Flame.
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